Lackieren in der Garage – Tipps für ein besseres Ergebnis
Mal eben schnell was in der Garage lackieren? Theoretisch machbar. Dennoch ist die Vorbereitung alles:
Bevor du die Lackierpistole in die Hand nimmst, nimm dir Zeit für die gründliche Vorbereitung. Die Vorarbeit macht ca. 90% des Ergebnisses aus! Schleife die Oberflächen sorgfältig, überspringe dabei höchstens ein Korn. Du möchtest mehr über Schleifpapier wissen? Klicke HIER. So schaffst du die ideale Grundlage für den Lack und gewährleistest eine optimale Haftung.
Zeit und Geduld: Ruhe ist der Schlüssel zum Erfolg. Plane genügend Zeit für jede Phase deines Projektes ein. Wenn du noch unerfahren bist, was den Umgang mit den Arbeitsweisen oder das Material angeht, dann handle nach deinen Möglichkeiten. Lieber vernünftig und richtig, als schnell und versaut.
Muss das Material immer aus einem System sein? Ja oder Nein: Die Diskussion, ob das Material im System bleiben muss, wird immer bestehen bleiben. Um aber ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen, möchte ich hier grundlegendes als Fragestellung auflösen.
GRUNDSÄTZLICH sollte man aus Gewährleistungsgründen im System (also von einem Hersteller) arbeiten. ABER…
Die Praxis sieht oft anders aus.
Polyesterspachtel von Marke A Härtertube Marke B (beide als BPO gekennzeichnet)? Polyesterspachtel wird mit BPO (Benzoylperoxid) gehärtet. Diese Tuben werden meist in kleinen 25 gr. bis 50 gr. Tuben mitgeliefert. Wenn du etwas von einem Spachtel überhast (dann hast du definitiv falsch gemischt!), kannst du das nutzen. ABER Spachtel Hersteller A und Hersteller B werden nicht gemischt.
Kann ich Marken untereinander mischen? Heißt du wie der kleine grauhaarige Druide aus Gallien? Wir probieren in der Praxis einige Möglichkeiten. Aber grundsätzlich NEIN. Hierbei werden die Materialeigenschaften verändert oder gar zerstört.
Füller Hersteller A Härter Hersteller B? NEIN.
Acrylmaterial Hersteller A Acrylhärter Hersteller B? Nein.
Hierbei muss man immer im Hinterkopf haben, dass auch wenn es den gleichen Ursprungsnamen hat, muss es nicht deswegen in der chemischen Zusammensetzung funktionieren.
In der Praxis sieht ein Aufbau meist so aus:
Stammmaterial und entsprechender Härter wird im System von einem Hersteller genutzt.
- Grundierung und Verdünnung
Hersteller A - Füller, Härter und Verdünnung
Hersteller A oder Hersteller B - Spachtel Hersteller B
- Spritzspachtel und Härter
Hersteller B
Du siehst, zusammengehörendes Material wird IMMER im System verarbeitet.
PSA – Deine Schutzausrüstung: Denke an deine persönliche Schutzausrüstung (PSA). Sie schützt nicht nur vor möglichen Gesundheitsrisiken, sondern sorgt auch dafür, dass du professionell arbeitest. In der Garage bist du mehr chemischen Einflüssen ausgesetzt als in einer großen Halle. Hier geht es um deine Lebenszeit!
Hygrometer für das richtige Raumklima: Bringe ein Hygrometer an die Wand, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen. Wähle das Lackmaterial unter Berücksichtigung dieser Faktoren sorgfältig aus.
Wasserlack vs. Regen: Bei Regen ist Wasserlack möglicherweise nicht die beste Wahl. Wenn es regnet, kann die Luft kaum Feuchtigkeit aufnehmen. Somit kann es passieren, dass der Wasserlack oberflächlich trocken aussieht, aber innerlich es nicht ist. Die Verdunstung des Wassers ist erschwert. Wer außerhalb einer Lackierkabine arbeitet und nicht gerade 20° bis 23° C im Schatten hat, tut sich eher mit konventionellem Lösemittelbasislack einen gefallen.
Sauberkeit ist das A und O: Die Umgebung (also deine Garage), die Oberfläche, aber auch die Kleidung des Lackierers muss sauber sein. Du kannst Wände und Decke mit einer Plane abdecken, oder aber vorher den gesamten Bereich ordentlich ausblasen und aussaugen. Beim Arbeiten versteht sich zu der PSA auch der Einsatz von Lackieranzug und Handschuhen. Oberflächen werden vor der Beschichtung abgeblasen, mit einem Staubbindetuch abgezogen und mit Silikonentferner, sowie Alkoholreiniger abgewaschen, um Verunreinigungen wie Fette oder Salze zu entfernen.
Licht ist entscheidend: Sorge für ausreichend Licht. In einer Dunkelkammer bekommst du keine gute Lackierung hin. Statte deine Garage am besten mit LED-Lampen aus. Zum einen erzeugen diese ein gutes Licht zum Lackieren und werden zum anderen nicht heiß. Wärmeentwicklung an Glühbirnen kann zu Explosionen oder Verpuffungen in Verbindung mit Lacknebel führen.
Die Temperatur im Blick behalten: Achte darauf, dass die Objekttemperatur, die Umgebungstemperatur und das Lackmaterial etwa 20°C betragen. Unterschiedliche Temperaturen können zu Lackierfehlern führen. EP-Materialien stellen den Trocknungsprozess ab 15°C ein. Somit wird das Material niemals richtig trocken. Versuche in der Garage vorher über einen Gasstrahler oder Wärmelampen Temperatur zu bekommen. Diese dürfen nicht in Betrieb sein, solange du Lacknebel in der Garage hast! Offenes Licht und Feuer führt IMMER zu den schlimmsten Unfällen im Zusammenhang mit Lacken, Nebel und Stäuben!
Sorgfältiges Abkleben: Ohne Absaugung ist sorgfältiges Abkleben besonders wichtig. Ein präziser Lackiervorgang beginnt mit einer akkuraten Abdeckung. Jedes Papier, oder flatternde Folie führt unweigerlich zu Oberflächenstörungen wie Staubeinschlüssen. Nimm dir Zeit, das Objekt sauber und eng anliegend abzukleben.
Bodenmanagement: Feuchte den Boden an, um Staub und Nebel zu binden, aber übertreibe es nicht, um Überschwemmungen zu vermeiden. Verteile mit einer Gießkanne etwas Wasser und verteile dies mit einem weichen Besen. Somit fängt die Feuchtigkeit einen Großteil des Lacknebels auf. Durch das Wasser auf dem Boden nimmt die Luftfeuchtigkeit zu. Dies kann wiederrum zu Problem führen, gerade wenn Wasserlacke im Einsatz sind.
Lackieren mit Fingerspitzengefühl: Minimiere jede Bewegung in der Garage, um Staubentwicklung zu reduzieren. Je schneller du dich bewegst, umso mehr Staub wirbelst du vom Boden auf. Aber nicht nur vom Boden, durch schnelle Bewegungen verliert auch deine Kleidung den ein oder anderen Krümel.
Finish: Nach längerer Trocknungszeit, die die Materialien brauchen, kannst du mit bekannter Finish-Vorgehensweise die letzten Arbeiten durchführen.