Das Nuancieren von Farbtönen

Wenn Farbtöne durch manuelles ändern der Pigmente angepasst werden.

Die Variante passt nicht, das Silberpigment ist zu fein oder zu grob. „Nuancier doch mal eben nach“, oder „tausch doch das eine Silber gegen das andere“. In Lackierereien hat jeder der schon etwas länger dabei ist, diese Sätze schon einmal gehört. Aber was hat es damit auf sich? Ist es wirklich so einfach eine Farbe anzupassen? Hier möchte ich dir bildlich darstellen, wie ein Farbton „wirkt“. Die Zeichnungen mögen einfach sein und sicherlich nicht wie unter dem Mikroskop aussehen, dennoch erklären sie sehr gut worauf zu achten ist. Ist ein Nuancieren möglich bzw. nötig, oder ist der Weg mit einer anderen Variante der bessere und schnellere?

Spezialisten, die lange Jahre in Farbtonlaboren arbeiten, haben über die erlangte Erfahrung Möglichkeiten gefunden und erlernt, die einen Farbton schnell in die richtige Richtung bringen. Gewisse Farben lassen sich besser, einige schlecht, bis garnicht Nuancieren. Dieses vorgehen kein großer Bestandteil der Ausbildung eines Lackierers. Zu groß ist der finanzielle Aspekt, wenn eine Farbe „abhaut“.

In der Werkstattpraxis sollte man sich aber folgendes vor Augen halten:

Die verschiedenen Pigmente im Lackmaterial

UNI Pigmente

Hier fließen die Farbpigmente zusammen und ergeben den Farbton. Bei dieser Zusammensetzung ist ein Nuancierung, wenn man weiß wie es geht, am einfachsten. Ein guter Überblick in der Farbmetrik ist für die Nuancierung an sich unumgänglich.
Aber auch der UNI-Farbton hat es in sich.
Ein Farbton besteht bekanntlich oft aus mehreren Farbpigmenten. Hier ist darauf zu achten, dass wenn ein Farbton dunkler werden soll, ein schwarzton eingesetzt werden kann, dieser aber in sich wiederum einen Kipp haben kann. Die meisten Hersteller haben drei bis vier Schwarztöne. Schwarz ist nicht schwarz! Es gibt ein schwarzes Schwarz, ein blaues Schwarz, ein rotes Schwarz, ein gelbes Schwarz, und und und.

Hier gilt es sich an die Richtung zu halten. Bei einer Nuancierung muss nicht nur auf die Frontansicht Acht gegeben werden, sonder auch auf die Seitenansicht – den Kipp.
Die Hersteller haben alle Übersichtstabellen über die Pigmente mit Farbpiktogrammen. Hier sollte man sich vorher informieren.

Metallic Teilchen in Basislacken als Skizze

Metallic-Pigmente

Das Metallic-Pigment erkläre ich in meinen Schulungen ganz vereinfacht als Stern oder Plättchen, so dass jeder dieses verbildlichen kann. Natürlich entsprichen diese Zeichnungen nicht dem Original unter dem Mikroskop.
Bei der Lichtreflexion sprechen wir von einem Einfall- und Ausfallwinkel (Reflexionsgesetz). Dieser Winkel ist auf einer geraden Fläche gleich.
45° Einfall = 45° Ausfall. 20° = 20° usw.
Bei den Metallics, wie sie im praktischen genannt werden, unterscheidet man in der „Plättchengröße“. Die Plättchengröße lässt den Farbton heller oder dunkler ausfallen. Kleine Pigmentteilchen reflektieren schlechter, daher wirken sie dunkler.

ESELSBRÜCKE: Große „Sterne“ können mehr Licht abgeben, somit wird der Ton heller.

Und noch ein Punkt ist wichtig. Farbtöne mit höherem Anteil von kleinen Pigmentplättchen haben eine höhere Deckkraft als Farbtöne mit hohem Anteil von großen Pigmentplättchen.

Dazu kommt noch der „Kippeffekt“ oder der sogenannte Flop. Wieder durch die Größe des Pigments bestimmt, werden kleinere Pigmente im „Kipp“ heller, größere dagegen dunkler.

Was ist der „Kippeffekt“?
Der Kippeffekt von Beschichtungen ist die Art der Farbbewegung in einem anderen Winkel
Wenn man z.B. auf eine Fahrzeugseite zuläuft, die 90° zur Achse liegt, kann ein Farbton passen. In einem Winkel von 45° kann dieser im Kipp bzw. Flop aber völlig abdriften.

Pearl (Perlmutt)-Pigmente

Die Pearls. Hier haben wir die eine Eigenschaft, je dicker der Basislack wird, umso gelber wird das Fahrzeug. Ein Pearl betrachte ich bildlich als Kugel, die in der Regel von der einen Seite einen Gelbton hat, ähnlich der einer Muschelperle und einen Farbton. Durch die Rundreflexion, bzw. hier auch die Mehrfachreflexion bekommt der Ton Farbeffekt mit laufendem Kipp. Ähnlich dem Flip-Flop, nur längst nicht so stark. Eine Nuancierung nach Auge ist hier ohne Hintergrundwissen nicht möglich. Selbst in der Praxis wird davon Abstand genommen.

Xirallic-Pigmente

Die komplexe Form der Farbmetrik. Hier haben die Entwickler alles gegeben. Allerdings nur für die Optik. Ein Xirallic zu Nuancieren, – ganz ehrlich. Finger weg. Durch die Mehrfachreflexion im Pigment kann man kaum erahnen in welche Richtung eine Farbe verschoben wird. Wie du in der Skizze sehen kannst, reflektiert das Licht in mehreren Bahnen durch das Pigment. Somit hat man keinen Anhaltspunkt, welche Richtung verändert werden könnte. Jeder Versuch ist reine Zeitverschwendung. Farbmuster oder Spectrometer helfen dir hier mehr als ein Alleingang.