Unterschiede in den Spritzgängen

Die Spritzgänge unterscheiden wir je nach Schichtstärke, Struktur, Verlauf, trockener oder nasser Oberfläche

Der Klebegang

Dieser Spritzgang ist nicht immer nötig, jedoch oft hilfreich. In früheren Jahren hat man immer einen „Klebegang“ vorgelegt, um Fehlstellen auf der Oberfläche sichtbar zu machen.
Somit zog sich der Lack bei Silikonen nicht auseinander, sondern klebte sich obenauf. Ebenso wurden auch Spuren aus der Reinigung sichtbar. Im Basislackbereich nutzt man diesen Gang als kurze Haftbrücke aber auch um den Untergrund zu kontrollieren. Bei einem nassen Gang des Basislacks, kann die Oberfläche aufspringen (siehe Lackierfehler Silkonlöcher), bei dem Klebegang umgeht das Material einige Untergrundfehler und verbindet sich anschließend mit folgenden Spritzgängen zu einer geschlossenen Fläche.

Der nasse geschlossene Gang

Die Oberfläche ist geschlossen und hat keine „Fehlstellen“, die sich als kleine Löcher darstellen. Geschlossen heißt nicht gleich glatte Oberfläche. Durchaus kann eine strukturierte Fläche ebenfalls geschlossen sein. In diesem Spritzgang geht es nur um die Flächenabdeckung des zu lackierenden Objektes. Auch die Deckkraft spielt keine Rolle. Das Material ist sichtbar nass und geschlossen auf der Oberfläche. Beachte hierbei, dass nass nicht mit satt zu verwechseln ist.

Der trocken genebelte Gang

Trockenes Nebeln ist eine Spritztechnik, die durchaus auch benutzt wird um kleinere Schleifspuren zu „vertuschen“. Allerdings ist hier Fingerspitzengefühl gefragt. Auch wird der Effekt-Gang je nach Ergebniswunsch „trocken ausgenebelt“. Dies bewirkt, dass der Ton heller erscheint.

Man kann durch häufiges überlagern diese Technik einen Ton auch „Kaputt spritzen“. Trockener ausnebeln kann man durch erhöhen des Druckes und/oder vergrößern des Abstandes zum Objekt erreichen.

Der nass genebelte Gang

Ein feuchter oder nasser Nebelgang ist dafür da, um dem Ton ein wenig Dunkelheit zu verleihen. Wenn die Zerstäubung nicht im Auge behalten wird, kann es hier auch zur Tropfenbildung kommen. Durch verringern des Spritzdrucks und/oder der Entfernung zum Objekt wird das Material „nasser“.
Ein nass genebelter Gang führt bei 2-K 1-Schicht Lacken zu einer erhöhten Strukturbildung (Lacknarbe).

Der satte nasse Gang

Bei diesem Gang wird das Material satt und nass auflackiert. Üblicherweise sollten alle Füller- und Decklackmaterialien so verwendet werden, dass mögliche Fehler schon in der Anwendung ausgeschlossen werden.
Auf Grund der schnelleren Applikation wird dies in der Vorarbeit oftmals bei dem Auftrag von Dickschichtfüllern angewand, da diese sowieso geschliffen werden müssen.
Wenn dieser Spritzgang bei der Applikation so durchgeführt wird, kann es unter Umständen zu Beschichtungsfehlern kommen. Wenn man sein Material nicht bis in Detail kennt, kann es schnell zu Überschichtungen und dadurch zu Kochern kommen. Auch kann ein späteres „Absaufen“ während der Trocknungsphase des Materials passieren. Dieser Fehler zeichnet sich durch eine matt wirkende Oberfläche mit Haze-Bildung aus.

Der auf Verlauf lackierte Gang

Auf Verlauf heißt glatt, homogen und gleichmäßig – aber nicht fettig. Der Spritzgang, der dem Objekt den Endschliff verpasst. Um diesen Gang perfekt abzustimmen, müssen die Materialviskosität, die eingesetzte Düsengröße, der Abstand zum Objekt und die Zuggeschwindigkeit miteinander harmonieren. Wird man an manchen Stellen langsamer, kann es zu Läufern oder Materialansammlungen kommen. Das Endresultat zeigt dann eine einheitliche perfekte Oberfläche.

Der Nebel- bzw. Effektgang

Der letzte Gang im Metallic Basislack. Dieser wird, je nach Hersteller, mit verändertem Abstand aber gleichmäßiger Lackiertechnik aufgetragener. Dieser ist für die Effektbildung da. Über den Abstand, wie auch den Luftdruck kann das Farbbild noch verändert werden.

Die Durchführung des Nebelgangs beeinflusst das Ergebnis. Je nach Hersteller muss der Spritzdruck vermindert werden. Hierzu sollte die technische Information des eingesetzten Materials zur Hilfe genommen werden.

Jeder Hersteller empfiehlt eine andere Vorgehensweise.
Um hier aber einen roten Faden über dem Daumen zu hinterlassen, kann man den Abstand zum Objekt etwas erhöhen (nicht auf den Werten festgenagelt! Bitte vorher probieren!).

Möglich wäre von 20cm auf 30cm Abstand, die Zuggeschwindigkeit bleibt die selbe.  Auch hier wird eine Überlappung von 50/50 eingehalten.
Eine Veränderung zu hell/dunkel-Verhalten erfolgt durch nasses oder trockenes Nebeln (siehe Erklärung oben). Ebenso spielt hier noch die Düsengröße eine große Rolle!

Der fette, schwimmende Gang

Eine grundlose Überbeschichtung.
Unimaterialien wie 2K 1-Schicht oder Klarlacke bekommen ein sehr fettiges Aussehen. Das Material schwimmt und kann bei einigen Farbtönen zu Pigmentverschwimmungen führen. Somit können auch Diese Materialien scheckig aussehen.
Im Basislack können Metallicteilchen „verschwimmen“ und es kann zu Nesterbildung kommen. Die Oberfläche wird scheckig und weißt helle wie dunkle Stellen auf.
Bei liegenden Flächen bauen sich Fettkanten auf.
Der Fehler kann dem Aufschwemmen oder der Wolkenbildung zugeordnet werden.
Klarlacke, die so fett aufgetragen werden, können im ersten Moment vergrauen. Meist zieht diese Optik wieder weg. In der Trocknung kann es dann weger der Überschichtung zu Kochern kommen.

Auftragsweisen von 2K-Materialien wie Klar- und/oder Decklack

Auftrag in 2 Gängen

  1. Der erste Gang wird geschlossen und auf Verlauf mit einer Schichtstärke von ca 60-70% des normalen Spritzganges aufgetragen.
  2. Die richtige Ablüftzeit des eingesetzten Materials kann man mit dem Fädenziehtest herausfinden. Dazu fasst man mit dem Finger an nicht sichtbarere Fläche auf den Klarlack und zieht diesen langsam weg vom Material. Wenn sich zwischen Finger und frisch lackierter Oberfläche kein Faden bildet und die Oberfläche den Fingerabdruck annimmt, dann ist der Zeitpunkt gekommen für den zweiten Gang. Dies gilt nicht für schnell eingestellte Systeme! Hier ist dann die auf die Empfehlung des Herstellers zu achten!
  3. Der zweite Gang wird wieder geschlossen, aber dieses mal mit 100% der generellen Schichtstärke aufgetragen.

Info: Für die Aussagen „60-70% „oder „100%“ muss man sein eigenes Spritzbild und aufgetragene Schichtdicken kennen, wie auch unterscheiden können.

Auftrag in 1,5 Gängen

  1. erster Gang dünn gezogen, ähnlich einem Klebegang. Die Oberfläche wirkt nicht vollständig geschlossen und eher rau (durch weniger Materialverbrauch und „halb-fertig“ ist dies ein 1/2 Gang). Durch die geringe Schichtstärke zieht das Material schneller an und es kann
  2. ohne Ablüftzeit der ganze Gang geschlossen hinterher auftragen werden.

Info: Viele neue Lacksysteme machen die 1,5 Gänge mit. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass durch diese Technik oftmals mehr Finish-Zeit anfällt.
Hierbei spart man ein wenig Material, läuft aber auch Gefahr, einen höheren „Störungseinschluss“ im Material zu bekommen. Damit meine ich, wenn mehr Staubeinschlüsse durch den ersten 1/2 Gang herausragen, werden diese sich in dem Folgegang auch bemerkbar machen.
Mit 2 vollen Gängen hat man mehr Material auf dem Objekt und somit wird durch die Ablüftzeit dem Material Zeit gegeben, Schichtstärke aufzubauen und Störkörper einzuschließen. Der Klarlackstand ist bei der Durchführung mit 2 Gängen oftmals etwas glatter als der mit 1,5 Gängen.

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